Alle Infos zu Chinin
Chinin ist ein in Wasser sehr schwer lösliches weißes Pulver, das bitter schmeckt. Es handelt sich um eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Alkaloide mit kristallinen Eigenschaften.
Auch wenn es der Name vermuten lässt, kommt Chinin nicht aus China. Wohl wird er jedoch aus der Rinde des Chinabaums gewonnen, der in den Hochwäldern der Anden bei Venezuela (ca. 1.500 bis 2.700 Meter) wächst.
Der Name entstammt der Sprache der Ureinwohner der Anden. Bereits zu sehr früher Zeit war die Gewinnung der Rinde offenbar sehr wichtig, denn die Ureinwohner nannten sie „Quinquina“, was übersetzt etwa „die Rinde der Rinden“ bedeutet.
Von den vielen Erzählungen rund um das Chinin ist die wohl bekannteste die der Gräfin del Chinchon. Sie war die Frau des Vizekönigs Don Luis Fernandez de Cabrera Bobadilla y Mendoza von Chinchon und erkrankte 1638 in Peru an Malaria. Niemand konnte ihr zu der Zeit helfen, denn ein Heilmittel für die Krankheit war nicht bekannt.
Glücklicherweise erinnerte sich ihr Leibarzt an die Quinquina der Ureinwohner und ließ die Chinarinde herbeischaffen. Diese zeigte schnell Wirkung und heilte die Gräfin. Chinin wurde als neues Heilmittel für Malaria entdeckt.
Die Ureinwohner wussten offenbar bereits länger um die fiebersenkende Wirkung des Chinins. Die Möglichkeit damit Malaria zu heilen war allerdings bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt.
Nach der Heilung der Gräfin wurde Chinarinde auch nach Europa importiert. Hiervon profitierten insbesondere die Jesuiten, die sich zu dieser Zeit zum Schutz der Eingeborenen in Peru aufhielten und die Rinde leicht beschaffen konnten.
Der spanische Jesuit Juan de Lugo ließ die Chinarinde im Jahr 1650 patentieren und verkaufte sie unter dem Begriff „Jesuitenpulver“.
Erst im 20. Jahrhundert wurde bekannt, dass nicht die Rinde selbst, sondern das Alkaloid Chinin, ein Bestandteil der Chinarinde, das eigentliche Heilmittel für Malaria war.
Es sollte 178 Jahre von der Erstellung unreinen Chinins (1792) bis zur Totalsynthese des Alkaloids Chinin (1970) dauern.
Heute wird Chinin nicht nur in der Pharmazie gegen Malaria und Wadenkrämpfe eingesetzt, sondern spielt auch in Lebensmitteln, insbesondere in Getränken, als Geschmacksgeber der bitteren und damit erfrischenden Note eine Rolle.
Die alkoholfreien wie Erfrischungsgetränke Bitter Lemon, Bitter Orange und Tonic Water stellen den größten Anteil der chininhaltigen Getränke dar. Davon enthält Tonic Water mit 61 mg/l bis 75 mg/l den höchsten Anteil des Alkaloids. Das klare Getränkt schmeckt am stärksten bitter, da es keinen Fruchtsaft enthält. Es wird daher häufig in Cocktails oder Bowlen genutzt.
Bitter Lemon und Bitter Orange hingegen enthalten Saft und dadurch lediglich 29 mg/l Chinin, so dass sie weniger bitter schmecken und gern pur getrunken werden.
Die deutsche Aromaverordnung regelt die Beigabe von Chinin in Lebensmitteln. Bei Spirituosen liegt die Höchstgrenze bei 300 mg/l und bei Erfrischungsgetränken bei 85 mg/l. Anderen Getränken und Lebensmitteln darf kein Chinin beigefügt werden.